Manuel Rubey und der ausverkaufte Siebträger
/Lange wollte ich diese Geschichte nicht niederschreiben, weil sie mir wirklich peinlich ist (ja das gibt’s 😉). Aber weil sie von Zufällen gespickt und dadurch wirklich witzig ist, tu ich’s - jetzt wo ich sie verdaut habe - doch.
Grundsätzlich 2 Punkte vorausgeschickt:
Ich rechne nicht damit, dass Prominente sich in unsere winzige Caffè Bar “verirren” und daher gehe ich im Anlassfall davon aus, dass es sich um Menschen handelt, die der jeweiligen Prominenz sehr ähnlich sehen (also Look-alikes). Hier muss man wissen: Ich selbst werde immer wieder mit Tatort Kommissaren verwechselt 😉 und daher bin ich damit vertraut.
Wenn dann doch Prominenz bei uns auftaucht, bin ich immer wieder erstaunt und erfreut, dass auch solche Menschen zu uns finden. In diesen Fällen bin ich dann meist „schmähstad“ (redeblockiert), wie wir Oberösterreicher sagen - oder frech. Je nach Tagesverfassung. Siehe am Beispiel der Kaffeehausgschicht “Heino Ferch” weiter unten.Und dann sei noch vorausgeschickt: ich kenne viele Prominente NICHT auf den ERSTEN Blick (ein Gendefekt?). Meine Familie und meine Stammkunden wissen das. Daher zeigen sie mir meist gleich ein Foto, wenn sie über eine/n Promi sprechen, sonst kann ich’s nicht zuordnen 😉.
Vor diesem Hintergrund hat sich Folgendes zugetragen:
Ich bin im Café und berate eine sehr sympathische Kundin bezüglich Siebträger. Sie entscheidet sich nach einem ausführlichen Gespräch für ein sehr begehrtes Modell und wir sind glücklich, dass wir das für sie richtige gefunden haben.
Aufgrund der Winzigkeit unseres denkmalgeschützten Cafés, passiert es regelmäßig, dass andere Kunden in Verkaufsgespräche eingebunden werden. Freiwillig und auch unfreiwillig 😉. Oft kommt es dabei zu einer netten Plauderei. Und so auch diesmal: Während des Maschinenberatungsgesprächs liest unter anderem ein Stammgast in unseren Redepausen laut - und zu unserem Amüsement - Neuigkeiten von Theater und Kabarett vor. Er findet auch eine Notiz über Manuel Rubeys damaliges neuestes Programm (Goldfisch) und zeigt mir das Foto (Grund: siehe weiter oben im Text -> damit ich ihn erkenne 😉 ). Wir unterhalten uns kurz über seine geniale Performance und ein Kunde mimt Falco …
Mit dieser guten Stimmung entscheidet sich die Kundin zum Kauf. Ich gratuliere ihr, denn die Maschine für die sie sich entschieden hat, ist so heiß begehrt, dass es gerade die letzte sei. Und sie hat sie ergattert. Mit Notiz an mich: “muss gleich nachbestellen.”
Just in dem Moment geht die Tür auf und ein junger, sympathischer Mann betritt das Café. Er kommt gleich zum Punkt: er wohnt jetzt in diesem Bezirk und hat sich vorgenommen, in den Geschäften des Grätzels zu kaufen. Online hat er gesehen, dass wir DIE Maschine - ihr ahnt es bereits 😉 - hätten.
Während ich unserem neuen Gast mitteile, dass ich soeben das letzte Stück an die sympathische Frau neben ihm verkauft habe, sehe ich meinen Stammgast - aus den Augenwinkeln heraus - mit der Zeitung winken. Da ich aber im Kundengespräch bin, mach ich zu ihm hin eine beschwichtigende Geste und versuche, mich auf die Lösung des Anliegens zu konzentrieren. Denn das ist jetzt unangenehm: Kunde droht mit Auftrag und ich habe exakt das letzte Modell ein paar Minuten vorher verkauft.
Die Idee zur Lösung des Dilemmas kommt prompt: ich rufe meinen Maschinen-Partner und lieben Bekannten Stefan Schopfhauser - espressokultur - an, ob er das Modell noch lagernd hat. Vorher frage ich den Kunden, was ihm lieber sei:
Option 1: Ich lasse die Maschine, falls lagernd, herkommen und er bekommt sie am nächsten Tag oder
Option 2: Er fährt selbst in den 14. Bezirk und holt sie dort ab. Dann hätte er sie heute noch.
Kunde entscheidet sich für zweiteres, da er plant, später ohnehin am 14. Bezirk vorbeizufahren. Während ich Stefan anrufe, beobachte ich im Café etwas schräge Vorgänge:
Die Kundin, die vorher professionelle Distanz zu mir wahrte, rückt relativ nahe zum Gast auf, redet ihn an und beginnt beinah ein bisschen “flirterisch” mit ihm Schmäh zu führen. Sie bietet ihm an, er könne eventuell ihre Maschine nehmen und sie hole morgen die andere. Aber der Kunde lehnt dankend ab mit der Begründung, dass es für ihn perfekt passt, die Maschine im 14. abzuholen, da er ohnehin auf den Weg ins Waldviertel ist und dort vorbeikommt.
Der Stammgast hält immer wieder die Zeitung hoch und deutet darauf, aber ich verstehe nach wie vor nicht, was er mir damit sagen will ...
Und so kommt es zu meinem peinlichen Outing, dass ich bis heute nur schwer verdauen kann:
Stefan hat tatsächlich noch eins der begehrten Kaffeemaschinenmodelle auf Lager und fragt mich nach dem Namen des Kunden, damit er sie für ihn reservieren kann.
Ich frage den Kunden also nach seinem Namen und
Er: “RUBEY”.
Ich: “Ma könnten’s das buchstabieren? Wie schreibt man das genau?”.
Er: “Richard-Ulrich-Berta-Emil-Ypsilon” (Anmerkung: oder so ähnlich 😉).
Ich am Telefon, schreibe es auf ein Post-it nieder und als ich das gesamte Wort sehe, gehen mir die Augen über. Ich schlucke kurz und sage: “DER Rubey?”.
Er: lächelt milde und nickt.
Die Gäste sowie Mitarbeiter können sich inzwischen nicht mehr halten und beginnen allesamt lauthals zu lachen. Auch Manuel Rubey lächelt. Er nimmt der Situation mit einer Geste die Spannung und verzeiht mir meinen Faux-Pas. Sein bescheidenes und non-chalantes Verhalten, über das ich schon öfters gelesen habe, ist offenbar auch bei uns auf der Wieden Programm.
Ich glaube, das war einer der wenigen Momente in meinem Leben, wo ich tatsächlich rot angelaufen bin. Denn schließlich mag ich Rubeys Werke sehr - von Falco über TV bis hin zu Kabarett! Einige davon hab sogar bereits mehrmals besucht bzw. gesehen.
Nun ja: so kam Manuel Rubey an diesem Tag dann doch noch zu seiner Maschine. Und ich zu dieser Geschichte, die bei uns im Café inzwischen Kultstatus hat und bei jedem Get-Together “aufgewärmt” wird 😉. Ich hoffe, ihr findet diese Story annähernd so witzig wie es meine Umgebung tut. Heute kann ich jedenfalls schon darüber schmunzeln.
Euer Patrick Schönberger, Euer #Kaffeegreissler